Design für die Forschung
Emotionen wecken und durch Partizipation Vertrauen schaffen
Wie können wir neue Wege finden, um die Schwere und Dringlichkeit einer Krise, in diesem Fall der Antibiotika-Krise, zu kommunizieren? Dieser Frage haben wir uns angenommen und in enger Zusammenarbeit aus Design und Forschung ein Visual Essay (VE) entwickelt. Mit Hilfe von VE wollen wir in zwei ersten Studien herausfinden, wie visuelle und verbale Furchtappelle uns bei der Kommunikation wissenschaftlicher Inhalte unterstützen und wie sich Partizipation auf das Vertrauen in visuelle Wissenschaftskommunikation auswirkt.
1. Untersuchung der Auswirkungen von visuellen und verbalen Furchtappellen auf die Risikowahrnehmung
Es ist bekannt, dass Furchtappelle in der Gesundheitskommunikation ein wirksames Mittel zur Verhaltensänderung sind. Deshalb untersuchen wir in einer Studie, wie visuelle und verbale Furchtappelle die Bedrohungseinschätzung, die Angstreaktion und die Risikowahrnehmung von Personen beeinflussen. So wollen wir besser verstehen, wie wir Furchtappelle – abgesehen von textlichen Informationen – gestalteten können, um ihre Wirksamkeit zu maximieren.
Ablauf der Studie
Das visuelle Kommunikationsprodukt VE informiert über die Antibiotika-Krise. Unser Designer Björn Döge hat in enger Abstimmung mit dem Forschungsteam jeweils neutrale und angstbasierte Versionen für die visuellen und verbalen Appelle gestaltet. So zeigt der visuelle Furchtappell eine stilisierte Simulation roter Bakterien, die auf schwarzem Hintergrund unkontrolliert wachsen. Die Nutzerinnen und Nutzer sollen dadurch das Gefühl erhalten, dass es kein Entkommen gibt. Im Gegensatz verwendet die neutrale Version einfache weiße Textfelder auf schwarzem Hintergrund. Der verbale Furchtappell beschreibt eine dystopische Zukunft ohne Antibiotika, während die neutrale Version eine sachliche Erklärung der Entdeckung und Funktion von Antibiotika liefert.
Die Studienteilnehmenden erhalten in einem Online-Experiment nach dem Zufallsprinzip eine von der Bedingungen:
- visueller Appell neutral
- visueller Appell Angst
- verbaler Appell neutral oder
- verbaler Appell Angst.
So wollen wir herausfinden, ob der visuelle Furchtappell über die Auswirkungen des verbalen Furchtappells hinausgeht.
2. Untersuchung der Auswirkungen von aktiver und passiver Teilnahme auf das Vertrauen in visuelle Wissenschaftskommunikation
Die partizipative Wissenschaftskommunikation wird oft als Schlüssel zum Aufbau von Vertrauen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft angesehen. Allerdings gibt es bislang nur wenige empirische Belege für diese Behauptung. Unsere Studie zielte darauf ab, diese Lücke zu schließen, indem wir einen partizipatorischen Designprozess simulieren. So wollen wir herausfinden, wie sowohl die direkte als auch die beobachtete Teilnahme an einem Designprozess
- die wahrgenommene Vertrauenswürdigkeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern,
- die Glaubwürdigkeit von Informationen und
- die Absicht, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu vertrauen, beeinflusst.
Ablauf der Studie
Erneut verwenden wir VE als Studienobjekt unter verschiedenen Bedingungen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der aktiven Gruppe nehmen online an einem simulierten kollaborativen Gestaltungsprozess teil. Hierbei können sie den Titel des Artikels, die Typografie, die Rahmung und die visuellen Elemente selbst auswählten und so ihre eigene Endversion erstellen. In der passiven Gruppe erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Information, dass ein kollaboativer Designprozess vorangegangen ist und sie die von anderen getroffenen Designentscheidungen überprüfen. Die Kontrollgruppe erhielt eine vorgefertigte Version von VE mit der Information, dass es sich um die Umsetzung des Rohtextes durch einen Designer handelt.
Weitere Studien sind aktuell in Planung.