VdM #2 – OECD Better Life Index
Besser leben – wie und wo? „OECD Better Life Index” Visualisierung von Moritz Stefaner
Die Frage, was ein gutes Leben ausmacht, ist eine grundlegende Frage für uns alle. Eine allgemeingültige Antwort gibt es darauf nicht. Vielmehr versuchen alle Menschen, ihre individuelle Lösung zu finden, die oft durch kulturelle Kontexte gefärbt ist.
Visualisierung des Wohlbefindens auf einer größtmöglichen Skala
Die OECD, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, hat sich stets intensiv an der Debatte beteiligt, wie sich Wohlbefinden und Lebensqualität in großem Maßstab messen lassen. Aufbauend auf dieser langjährigen Erfahrung hat sie im Jahr 2011 im Rahmen der OECD Better Life Initiative den Better Life Index eingeführt. Das interaktive Tool zeigt, wie mehr als 30 Länder bei Themen wie zum Beispiel Bildung, Wohnen oder Umwelt abschneiden. Außerdem können die Nutzenden selbst Schwerpunkte setzen. So werden einige der wichtigsten Aspekte, die ein besseres Leben ausmachen, sichtbar und vergleichbar.
Jedes Land wird dabei durch eine Blume dargestellt, jedes der elf Themen durch ein einzelnes Blütenblatt. In Abhängigkeit von der Punktzahl, die ein Land in einem der Themenfelder erreicht, ändert sich die Länge des entsprechenden Blütenblattes. Je höher die Gesamtpunktzahl, desto höher steigt die Blume insgesamt.
Eine Einladung zum Entdecken und Teilen
Moritz Stefaner, Spezialist für Datenvisualisierung, hat die interaktive Visualisierung dieses neuen Ansatzes für das Länderranking entwickelt. Sie ist ein exzellentes Beispiel für die Verbindung von Ästhetik und funktionalem Wert. Das Online-Tool hat einen spielerischen Charakter. So ermutigt es die Nutzenden, verschiedene Indikatoren für das Wohlbefinden zu erkunden und ihr Heimatland mit anderen Ländern zu vergleichen. Schließlich regt die Auseinandersetzung auch zum Nachdenken darüber an, was ein besseres Leben grundsätzlich ausmacht und wo man diese Aspekte finden kann.
Die Webseite lädt die Nutzerinnen und Nutzer außerdem ein, anderen mitzuteilen, was ein besseres Leben für sie individuell bedeutet. So gelingt es, sie emotional für ein Thema zu begeistern, das für uns alle von großer Bedeutung ist.
Einbindung statt reiner Information
Aus Sicht der Wissenschaftskommunikation ist dabei insbesondere interessant, wie wir intelligente Visualisierungen nutzen können, um die Menschen nicht nur zu informieren, sondern sie auch aktiv einzubinden und sogar direkt in den Forschungsprozess einzubeziehen. Emotionale Beteiligung und durchdachtes User Experience Design sind wesentliche Faktoren, um solche Erfahrungen zu schaffen.
Eine Visualisierung mit Wirkung
Mit dem Better Life Index wollten die Initiatorinnen und Initiatoren vermitteln, dass „das Leben natürlich aus mehr besteht als aus den kalten Zahlen des BIP und der Wirtschaftsstatistik“. Dank seines intuitiven Designs hat das Tool diese Aufgabe erfüllt und gleichzeitig eine große Wirkung erzielt, wie sein Entwickler, Moritz Stefaner, erklärt: „Ursprünglich als kleines Datenvisualisierungsprojekt gestartet, hat die Webseite eine außergewöhnliche Lebensdauer erreicht. Sie wurde in sechs Sprachen übersetzt. Mit über sechs Millionen Besucherinnen und Besuchern sowie Zehntausenden von freigegebenen Indizes wurde das Projekt zu einem großen Erfolg für die OECD und zu einem Bezugspunkt für andere Organisationen in diesem Bereich.“
Jetzt selbst Ausprobieren!
Direkt zum interaktiven Tool geht es hier.
Weitere Einblicke in die Designprinzipien von Moritz Stefaner gibt es auf seiner Truth and Beauty-Webseite.
Über die Visualisierung des Monats
In der Serie “Visualisierung des Monats” stellen wir jeweils am zweiten Mittwoch des Monats eine herausragende Visualisierung vor. Ein Kriterium bei der Auswahl ist, inwieweit diese aus Design-Perspektive ästhetisch und emotional ansprechend ist. Außerdem schauen wir uns den Informationsgehalt an. Dazu gehört auch, wie die Nutzerinnen und Nutzer der Visualisierung dabei unterstützt werden, komplexe Zusammenhänge besser zu verstehen. Die Auswahl erfolgt innerhalb des KielSCN-Teams und bezieht das Fachwissen aus den Bereichen Informationdesign, Bildungswissenschaften und Emotionsforschung sowie der Wissenschaftskommunikationsforschung ein.