News, Jun 2021

Landeshauptstadt erhält Zentrum für Wissenschaftskommunikations-Forschung

Kieler Verbundprojekt bringt Forschung, Design und Praxis zur Visualisierung von Gesundheitsthemen zusammen

Wissenschaftliche Erkenntnisse verständlich und wirkungsvoll mit der Öffentlichkeit teilen – das zu erforschen ist das Ziel des neuen Zentrums für Wissenschaftskommunikationsforschung in Kiel. Dabei setzen die Beteiligten auf einen interdisziplinären Verbund, der die fachliche Expertise der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) sowie der Muthesius Kunsthochschule (MKH) unter dem Dach des Kiel Science Communication Network (KSCN) bündelt.

Das Netzwerk will untersuchen, wie sich komplexe Informationen greifbar visualisieren lassen, und zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern zielgruppengerechte neue Formate entwickeln, zunächst zu Gesundheitsthemen. Gefördert wird das Verbundprojekt in den kommenden fünf Jahren von der Volkswagenstiftung mit rund vier Millionen Euro. Praxispartner sind der Norddeutsche Rundfunk (NDR), die Zeitschrift Spektrum der Wissenschaft, der Videokanal Kurzgesagt, opencampus sowie die Stadt Kiel.

Inhaltlicher Fokus auf Themen aus den Lebenswissenschaften und der Medizin

Ziel des KSCN ist es, neue Ansätze für die Wissenschaftskommunikation zu entwickeln, die sich auf die Visualisierung von Informationen und deren Wahrnehmung konzentrieren. Der inhaltliche Fokus liegt dabei auf Themen aus den Lebenswissenschaften und der Medizin. „Nicht zuletzt die aktuelle Pandemielage hat gezeigt, dass Fragen aus diesem Bereich immer auch mit starken emotionalen Reaktionen, Angst und Misstrauen einhergehen“, erklärt Professor Hinrich Schulenburg, Mitglied im Forschungsschwerpunkt Kiel Life Science (KLS) der CAU. „Der Themenkomplex Gesundheit baut eine großartige Brücke zwischen den Kieler Forschungsschwerpunkten und den Fragen der Bevölkerung. Mithilfe von Visualisierungen kann es gelingen, die Komplexität wissenschaftlicher Inhalte einem breiten Publikum zugänglich zu machen.“

Einbindung aller beteiligten Akteurinnen und Akteure sowie Interessengruppen

CAU-Präsidentin Professorin Simone Fulda ergänzt: „Die Kieler Universität zeichnet sich durch eine exzellente trans- und interdisziplinäre Forschung aus. Ich freue mich im Besonderen darüber, dass das KSCN in seiner Arbeit alle CAU-Forschungsschwerpunkte einbindet. So wollen wir gemeinsam mit allen Partnerinnen und Partnern auch die Kieler Wissenschaftskommunikation auf die nächste Stufe der Exzellenz heben.“

Um dies zu erreichen verfolgt das Netzwerk einen Ansatz, der alle beteiligten Akteurinnen und Akteure sowie Interessengruppen systematisch in den Prozess einbezieht. Das Design der visuellen Darstellungen im KSCN wird gemeinsam entwickelt von Fachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern, Medien- und Informationsdesignenden, Forschenden der Wissenschaftskommunikation sowie Partnerinnen und Partnern aus der Praxis.

Einbindung der Öffentlichkeit sowie von Studierenden

„Durch diese Zusammenarbeit wird sichergestellt, dass unsere Entwürfe fundiert, innovativ und praxisnah zugleich sind“, so Professor Tom Duscher von der Muthesius Kunsthochschule. „In einem zweiten Schritt testen fachfremde Nutzerinnen und Nutzer aus der Öffentlichkeit und dem Bildungsbereich die Visualisierungen. So erhält die Zielgruppe eine aktive Stimme und wir können ihre Fragestellungen und Erfahrungen bereits sehr früh im Prozess optimal einbeziehen.“ Neben etablierten Einrichtungen wie dem Muthesius Transferpark stellt die Kunsthochschule dafür auch die künstlerischen und kreativen Ressourcen zur Verfügung. Basierend auf der Zusammenarbeit im KSCN soll ein neuer Master-Schwerpunkt für visuelle Wissenschaftskommunikation eingeführt werden, wie MKH-Präsident Dr. Arne Zerbst berichtet: „Wir freuen uns, dass wir mit der Einrichtung des neuen Schwerpunkts dazu beitragen können, Karrierewege in diesem Bereich zu inspirieren.“

Beforschung der emotionalen Wirkung von Visualisierungen

Langjährige Expertise vom IPN, beispielsweise aus der Arbeit im Kiel Science Outreach Campus (KiSOC), ergänzt das Netzwerk in den Bereichen Wissenschaftskommunikationsforschung, Bildungsforschung und Psychologie. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Beforschung der emotionalen Wirkung von Visualisierungen sowie auf der Einbindung und Förderung der nächsten Wissenschaftsgeneration und der allgemeinen Öffentlichkeit. So sollen Nachwuchsforscherinnen und -forscher in interdisziplinären Workshops beispielsweise das Handwerkszeug zum Erstellen von Visualisierungen erlernen und ein Verständnis dafür entwickeln, wie Wissenschaft erfolgreich vermittelt werden kann.

Ansprache der Personengruppen, die sonst nur wenig mit Wissenschaftskommunikation in Berührunh kommen

„Wir wollen nicht nur herausfinden, welche Kommunikationsmaßnahmen für unterschiedliche Zielgruppen besonders gut funktionieren, insbesondere mit Blick auf die emotionale Komponente. Uns ist es außerdem wichtig, angehende Forscherinnen und Forscher für die Wissenschaftskommunikation zu sensibilisieren“, so Professorin Ilka Parchmann, Sprecherin der Forschungslinie Wissenschaftskommunikation und Talentförderung am IPN. Daraus ergeben sich für die Forschenden auch neue Karriereoptionen an der Schnittstelle von Wissenschaft und Gesellschaft. „Ein weiteres Anliegen von uns ist es, auch Personen, die sonst nur wenig mit Wissenschaftskommunikation in Berührung kommen, über Mitmach-Formate wie beispielsweise interaktive Ausstellungen oder Pop-up-Veranstaltungen in der Kieler Innenstadt anzusprechen.“

Information über wissenschaftliche Ergebnisse und Einbindung der Gesellschaft als langfristige Aufgabe

Professor Olaf Köller, wissenschaftlicher Direktor am Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, betont, dass mit dem Kiel Science Communication Network übergreifende Strukturen geschaffen, ausgebaut und langfristig verstetigt werden sollen. Hierzu haben sich die beteiligten Institutionen verpflichtet und auch die Landeshauptstadt unterstützt dieses Vorhaben: „Kiel ist ein wichtiger Forschungsstandort mit internationalen Spitzenforscherinnen und Spitzenforschern“, so Oberbürgermeister Ulf Kämpfer. Die Gesellschaft über wissenschaftliche Ergebnisse zu informieren und in die Wissenschaft einzubinden, ist eine langfristige Aufgabe, die wir als Stadt sehr gerne unterstützen.“


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